Was ist Psychotherapie ?
Psychotherapie ist die heilkundliche Behandlung der Seele. Im Gegensatz zur psychologischen Beratung werden in der Psychotherapie psychische Erkrankungen, die sich durch Symptome in den Bereichen des Denkens, Fühlen, Erleben und Handeln zeigen, mit wissenschaftlich anerkannten Verfahren behandelt. In der gesetzlichen Krankenversorgung (GKV) unterscheidet man zwischen vier Richtlinienverfahren: (kognitive) Verhaltenstherapie, psychoanalytischen Therapie, tiefenpsychologisch fundierte Therapie und systemische Therapie.
In der (kognitiven) Verhaltenstherapie stehen die unterschiedlichen Lernprozesse des Menschen im Vordergrund. Der/die PatientIn erlernt in der Therapie neue Verhaltensweisen und Denkmuster, um aktuell schwierige Situationen zukünftig besser bewältigen zu können. In der Therapie wird dabei der Fokus auf die aktuellen Probleme und konkreten Situationen aus dem Alltag gelegt. Um zukünftige Probleme auch ohne Unterstützung verstehen und überwinden zu können, erlernt der/die PatientIn in der Therapie verschiedene hilfreiche Techniken, die auf den Lernprinzipien der Psychologie beruhen. Die Behandlung umfasst in der Regel zwischen 12 und 80 Sitzungen und findet einmal pro Woche statt.
In der analytischen Psychotherapie werden den PatientInnen versucht ein Verständnis für die unbewußten und vermutlich ursächlichen Zusammenhänge seine/ihres Leidens zu vermitteln. Es wird davon ausgegangen, dass schwierige, konfliktreiche Gefühle und Erinnerungen ins Unterbewusste verdrängt wurden. Diese verdrängten Inhalte können verhindern, dass eine gesunde Entwicklung und Bewältigung erfolgen. Das Ziel der analytischen Therapie ist das Auflösen innerer Konflikte durch Verstehen des eigenen Denkens und der eigenen Gefühle. Die Behandlung findet in der Regel 2-3 mal pro Woche statt und umfasst maximal bis zu 300 Sitzungen.
Die tiefenpsychologische Therapie basiert auf der Psychoanalyse ähnlichen Annahmen. Es werden ebenfalls verdrängte zentrale Konflikte aus der Vergangenheit, die die aktuelle Erkrankung beeinflussen und sich auch in der Gegenwart zeigen, versucht zu identifizieren. Der Patient soll den zentralen Konflikt und die Ursachen verstehen, um Möglichkeiten zu finden, in der Gegenwart damit umzugehen und Schwierigkeiten zu bewältigen. Die Behandlung findet ein bis zwei Mal pro Woche statt und umfasst maximal 100 Sitzungen.
Die systemische Therapie wurde 2019 als weitere Richtlinienverfahren aufgenommen und steht damit als Leistung in der gesetzlichen Krankversicherung zur Verfügung. Der Fokus der systemischen Therapie liegt auf dem sozialen Kontext der psychischen Störungen. In die Therapie werden die wichtigsten Bezugspersonen mit eingebunden. Psychische Erkrankungen werden als Symptom für eine Störung der Interaktion im System z.B. der Familie gesehen. In die Therapiestunde werden die wichtigsten Bezugspersonen, als Mehrpersonensetting, mit einbezogen. So können bedeutsame Beziehungen und Interaktionen direkt mit den Personen im System oder mit Stellvertretern besprochen und verändert werden. Die Behandlung umfasst maximal 48 Sitzungen und findet meist in etwas größeren Abständen statt.